Tagesarchiv: Dezember 23, 2012
Oh (weh), Tannenbaum (23.Dezember)
Nie hast du mein Heim gesehn, bleibst draussen stets im Walde stehn, denn hier, bei mir will ich dich nicht, da üb’ ich liebend gern Verzicht. Ich brauch es nicht dich zu erwerben, lieber würd’ ich sofort sterben, als dich gebuckelt heim zu schleppen, hinter mir ein Meer von Deppen, gefällt alsbald darnieder liegt, weil von dir was abgekriegt. Ja, ÖV-Fahrt mit dir am Leib, wär’ Gefahr für Mann und Weib. Daheim schlussendlich würd’ es schliesslich ziemlich rasch und sehr verdriesslich, denn selber Stehn, das fällt dir schwer, und so wögst du hin und her, auf der Such’ nach Gleichgewicht, nein, so etwas will ich nicht. Hättest dann Ruh gefunden und dein Wankeltum verwunden, würde ich initiativ, ja, gar sehr dekorativ, würd’ an dir rücken, würd’ dich schmücken, had- und hedderte mit Haar, das einst Engeln wunderbar selbst Lametta, das sonst nett, fällt alles and’re als adrett, über Kugeln die da liegen, würd’ ich hohen Bogens fliegen, Scherben lägen hier in Haufen, mir blieb’ nichts als viel zu saufen. Wärst du hernach doch geschmückt, das Unmögliche geglückt, und wir stünden fröhlich rum, ja, genau, um dich herum, und wir sängen fromme Lieder, fast versöhnt wären wir wieder, plötzlich röche es verbrannt, die Ursache wär’ rasch erkannt, denn in Flammen stündest DU, und die Geschenke noch dazu. Dank Löschgerät und Wasserstrahl, wär’ der Brand nicht sehr fatal, doch die Geschenke wären Sumpf, und die Laune eher dumpf. Stündest du nach all der Not, immer noch perfekt im Lot, stünd’st du hier bis zum Erblassen und du würdest Nadeln lassen und die Nadeln blieben liegen, und im Raum umher nun fliegen, und an allen Kleidern kleben, nein, das wär’ kein gutes Leben. Nie hast du mein Heim gesehn, bleibst draussen stets im Walde stehn, denn hier, bei mir will ich dich nicht, da üb’ ich liebend gern Verzicht.
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