Ich habe in den letzten Tagen auf einige Artikel und Twitterdiskussionen gelesen, in denen es mehr oder weniger explizit darum ging, wie sehr wir Eltern uns für unsere Kinder aufopfern oder, um es nicht ganz so drastisch zu formulieren, zumindest zurücknehmen.
Ich will für meine Kinder das Beste.
Ich will für mich das Beste.
Und manchmal, mit etwas Glück, ist das sogar dasselbe.
Bereits vor Kindes Geburt stellt sich die unsausweichliche Frage, ob wir als Eltern unser Leben fortan um das des Kindes herum planen, oder ob wir das Kind so gut als möglich in unser Leben einbetten. Selbstredend ist das Schwarzweissmalerei, selbstredend bedarf es Kompromisse, die Grundhaltung aber bleibt und beeinflusst unser Handeln in diese, oder die andere Richtung.
Eventuell ist es auch eine Frage der Lebensaufgabe, eine Frage der Erfüllung (als absoluter Begriff), die mir das Muttersein allein, bei aller Liebe zu meinen Kindern, einfach nicht bieten kann. Die Mutterwerdung hat mich wohl irgendwie zufriedener gemacht, ich hänge zumindest mehr am Leben und nichts vermag mit der Wichtigkeit meiner Kinder zu konkurrieren, aber ich brauche mehr. Ich brauche die Arbeit, ich brauche Reisen und ich brauche es, mich nicht zu langweilen. Diese, für mich essentiellen Bedürfnisse, kann und will ich mir trotz Kindern erfüllen, auch wenn das unter Umständen Kompromisse bedarf und damit im besten Falle gar neue Welten eröffnet. So wären wir wohl ohne Kinder weiterhin mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln verreist, wohingegen wir jetzt, den Kinder zuliebe, einen sicheren Reisehafen (den Gefährten) angeschafft und zu schätzen gelernt haben. Ob die Kinder von der Reiserei profitieren lässt sich schwerlich feststellen, fest steht allerdings, dass wir als reisbedürftige Erwachsene profitieren und mit der Möglichkeit unsere Passion auszuleben erheblich an Lebensqualität und -zufriedenheit gewinnen, was wiederum zweifellos Auswirkung auf das kindliche Wohlbefinden hat.
Nein, altruistisch bin ich nicht, auch nicht in meiner Rolle als Mutter.
Ich habe meine Kinder nicht nur gestillt, weil ich es als das Beste erachtete, sondern auch weil ich, das Kind an der Brust, die Hände frei hatte, um den Laptop zu bedienen.
Ich habe meine Kinder nicht nur getragen, wie ich es als des Beste erachtete, sondern auch weil ich, das Kind am Rücken, die Hände frei hatte, um den Laptop zu bedienen.
Ich begleite meine Kinder nicht nur in den Schlaf, weil ich es als das Beste erachte, sondern auch, weil ich dabei im Dunkeln sitzen und auf dem iPad Nachrichten lesen kann.
Kinder sind oft ziemlich witzig, klug und niedlich, aber fast ebenso oft sind sie kleine Nervenfeilen, zu laut oder einfach langweilig. Wenn Journelle hier beschreibt, warum sie nicht mit ihren Kindern spielt, kann ich das problemlos nachvollziehen. Auch ich finde die meisten Spiele meiner Kinder gelinde gesagt langweilig und ich versuche nach Möglichkeiten, mir aus den Spielsituationen Gefälliges zu ziehen, wie beispielsweise einige Liege- und Dösminuten, beim Schlafengehenspielen, oder das Kreieren eigener zwanghafter Bauten, mit dem Versuch die Hilfe der kleinen Baubanausen sich auf das Suchen benötigter Teile zu beschränken. Nun gut Letzteres ist dann eher Parallelspiel mit Kindern.
Ich mag meinen arbeitsfreien Tage, den Alltag mit den Kindern, Ärfelistunden (Kuschelstunden)auf dem Sofa, die erstaunlich tiefsinnigen Gespräche mit einer Fastvierjährigen, gemeinsames Entdecken, Erleben, ja, gemeinsam mit den Kindern macht mir manchmal sogar das Haushalten Spass, nur dieses Kinderspiel, damit können sie mir gestohlen bleiben.
Wahrlich, altruistisch bin ich nicht, auch nicht in meiner Rolle als Mutter.
Wahrscheinlich hätten unsere Kinder einige trennungsschmerzgeplagte Minuten weniger durchlebt, wenn ich sie nie die Eingewöhnungszeit in die KiTa mitgemacht hätten. Wahrscheinlich hätten unsere Kinder genau so sehr, von einem Sommer daheim profitiert, hätten ihre kinderfreundschaftlichen Beziehungen intensiver pflegen können, als auf einer Vierteljahresreise*. Wahrscheinlich würden sich meine Kinder noch mehr über das Spiel mit mir freuen, wenn ich einen blasenschwachen Welpen mimend, angeleint, auf allen Vieren von Ecke zu Ecke krabbeln würde.
Wahrscheinlich gäbe es pädagogisch wertvollere Wege, ein Kind zu erziehen, aber kein für mich authentischerer.