Tagesarchiv: November 26, 2013

Ich führe – Ein Drama in fünf Akten


Ich habe es vor 12 Jahren schon angekündigt und seit gestern darf ich hochoffiziell ganz alleine Autofahren. Das war der letzte Schritt ins Erwachsensein, oder zumindest das temporäre Gefühl des Erwachsenseins. Nicht nur dieser letzte Test, nein, das ganze Unterfangen war eine Prüfung für mich oder ein Drama in fünf Akten, das ich hier für Sie, falls Sie auch noch unbescheint sind und sich gerne darauf vorbereiten würden, in Stichworten zusammengefasst habe:

 

Der erste Akt – Der Nothelferkurs

Protagonisten: Hochschwangere Frau G., Schwester des Herrn G., Jugendlicher 1, Jugendlicher 2, Jugendlicher 3, Jugendlicher 4, Jugendlicher 5, Jugendlicher 6, Jugendlicher 7 ein narzisstisch veranlagter Kursleiter und eine Beatmungspuppe namens Gertrud

Handlung: Viel Situationskomik, nur zwei die darüber lachen, einige langatmige Ausschweifungen, und alle beatmen Gertrud, nur Frau G. nicht.

Leseprobe: (…) „Und damit alles hygienisch bleibt, desinfizieren sie Gertruds Mund und Nase nach Beatmung mit diesen Tüchern.“ „Das sind Babypotücher!“ „Ja, damit desinfizieren Sie Gertruds Mund und Nase:“ „Das sind Babypofeuchttücher mit Mandelöl!“ „Genau, damit desinfizieren Sie Gertruds Mund und Nase.“ (…)

 

Der zweite Akt – Die theoretische Prüfung:

Protagonisten: Frau G., Jugendliche 1, Jugendliche 2, Jugendlicher 1, Jugendlicher 2, Jugendlicher 3, Jugendlicher 4, Jugendlicher 5, Jugendlicher 6, Jugendlicher 7, aufgeregter Mittzwanziger, Mittelalterlicher mit Mittelungsbedürfnis, Prüferin mit Feierabendbedürfnis

Handlung: 1/6 der Anwesenden scheidet aufgrund fehlender Papiere aus, Frau G. demonstriert dem aufgeregten Mittzwanziger einige Beruhigungsatmungsübungen, der beginnt zu hyperventilieren beginnt, alle reissen Nothelferkurswitze und die Prüferin mahnt energisch zu Ruhe, der mitteilsame Mittelealterliche bekundet Mühe beim iPadhandling und Frau G. besteht die Prüfung knapp.

Leseprobe: (…) Mittelalterlicher (MA): „Prüfungen regen mich fühürchterlich auf.“ Frau G.: „…“ MA: „Wirklich, ich bin so nervös.“ Frau G.: „…“ MA: „SO NERVÖS!“ Frau G.: „Das wird schon.“ MA: „Was soll ich nur tun?“ Frau G.: „Tief in den Bauch atmen.“ MA: „Schnaaufschnaaufschnaaufschnaauf.“ Frau G.: „Atmen Sie nicht so schnell, ganz ruhig und lang ausatmen!“ MA: „Doch, das hilft, ich merks schon! Schnaufschnaufschnaufschnauf.“ Frau G.: „NICHT SO SCHNELL!“ MA: „Schnaufschnaufschnaufhechelhechelumkipp.“ Jugendlicher 4: „ICH beatme den nicht! Erster, Bode gchrützt*!“ (…)

 

Der dritte Akt – Der Verkehrskundeunterricht

Protagonisten: Frau G., Kursleiter 1, Kursleiter 2, Hellraumprojektor, Jugendliche, Jugendlicher 1, Jugendlicher 2, Jugendlicher 3, Jugendlicher 4, Jugendlicher 5, Jugendlicher 6, Jugendlicher 7, Jugendlicher 8

Handlung: Viel Testosteron, viele künstliche Goldkettchen, viel ebenso künstlicher Akzent in Jugendsprache, versucht autoritärer Kursleiter (1), ein Kursleiter (2) mit Verbrüderungsansinnen, veraltete Lehrfilme und ein greiser Hellraumprojektor in heiterem, interaktivem Wechselspiel.

Leseprobe: (…) Kursleiter: „Sie wissen alle weshalb dieser Kurs wichtig ist, oder?“ Jugendlicher 3: „Ja, weil mit ohne kannst du nicht zur Prüfung.“ Kursleiter: „Ja, aber hauptsächlich verlangt man den Kurs, weil der Kurs euch helfen soll interne und externe Risiken besser einzuschätzen.“ Jugendlicher 3: „Ich weiss was, ich weiss was! Drogen! Und Selbstbewusstseinserweiternde Substanzien!“ (…)

 

Der vierte Akt – Die Fahrstunden

Protagonisten: Frau G., Fahrlehrer, Frau Gs Mutter, Verkehrsteilnehmer aller Gattungen

Handlung: Multiasking, Multitasking, Multifailing, Multibremsing, Multimotorabwürging, Multihuping und Multifluching, alles drin.

Leseprobe: (…)“Was mir bisher nie so richtig bewusst war, ist wie seltsam sich die ungeübten, unterforderten Beifahrer benehmen, die verkrampfte Haltung, die gellenden Schreie, das Krallen ins Sitzpolster und geflüsterte Stossgebete. Ehrlich, alle meine bisanhinen Beifahrer sind grundsätzlich liebe und geschätzte Menschen, aber ich hoffe sehr, dass sie diese derart irritierenden Verhaltensweisen, die doch schon vermehrt brenzlige Situationen provoziert haben, beizeiten ablegen oder dafür Zeitfenster jenseits meiner Fahrstunden finden.“(…)

 

Der fünfte Akt – Die praktische Prüfung

Protagonisten: Frau G., der Prüfer

Handlung: Frau G. bereitet sich minutiös auf die Konversationssituation im Prüfungsauto vor, geplantes Thema ist der Führerscheinerwerbungsgrund, die geplante Reise, Frau G. ist sehr aufgeregt, der Prüfer nicht, aber er findet Reisen doof, Frau G. und der Prüfer schweigen, Frau G. besteht und ist so erleichtert, dass sie, statt die zur Gratulation ausgestreckte Prüferhand zu schütteln, die Autoschlüssel darin parkiert.

Leseprobe: (…) Prüfer: „Sie haben frei?“ Frau G.: „Ja.“ (Denkt: „Sonst wäre ich ja wohl kaum hier. Ich muss jetzt aufs vorbereitete Thema kommen, wie komme ich jetzt zum Thema Reisen? Um Himmelswillen bin ich nervös!) Prüfer: „Wieso?“ Frau G.: „Weil ich am Mittwoch nie arbeite.“ (Denkt: „Sehr intelligent, gna. Reisen, das Thema Reisen! Und Himmelarsch bin ich nervös!) Prüfer: „Was arbeiten Sie denn an den anderen Tagen?“ Frau G.: „Ich bin Heilpädagogin. Und Sie?“ (Denkt: „Autsch. Gna. Autsch. Reisen! Nervös!“) (…)

Ende.

 

 

*       Sagt man hierzulande um die zwingende Gültigkeit des Gesagten zu unterstreichen, wer ebenfalls um die angestrebte Position kämpft kann jetzt höchstens noch sagen „Zweiter, Bode gchrützt!“ und der/die Unglückliche, der/die als Letzte/r Bode chrützt, vierliert, bzw. müsste in dem Falle beatmen. Ein Usus der ungefähr so viel Sinn ergibt wie: „Ich habe immer einmal mehr Recht als du.“

 

 

 

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Röklamenblock – Die Kochpost


Als Blogger/in kommt man unweigerlich in Kontakt mit Menschen, die auf mehr oder weniger angebrachte Weise ihre mehr oder weniger passende Produkte auf dem Blog plazieren möchten. Keines der Angebote hat mich bisher auch nur im entferntesten angesprochen, ja, oft fühlte ich mich durch die dreisten Forderungen eher beleidigt. Als dann vor zwei Wochen die Kochpost schrieb, wollte ich die Mail zwar nach dem ersten Blick auch gleich löschen, denn ich wurde gleich in der ersten Zeile ungefragt geduzt und mit Vornamen angesprochen, trotzdem klickte ich vorher noch kurz auf den angefügten Link und ward positiv überrascht, denn ich mag Essen, Pakete und nicht einkaufen und all dies bietet die Kochpost an und genau so kam es zu diesem Artikel heute

Das Angebot laut Webseite:

3-4 ausgewogene und gesunde Rezepte und die dazugehörigen Lebensmittel werden wöchentlich nach Hause geliefert. Die Nahrungsmittel sind überwiegend aus biologischem Anbau, Fleisch stammt zu 100% aus der Schweiz. Drei Rezepte mit Fleisch, für 3-4 Personen kosten 144.90 CHF, die vegetarische Variante 129.90 CHF.

Der Test (Vegetarische Box für 3-4 Personen)

Lieferung: Pünktlich, freundlich, der Lieferant hat sogar unseren Eingang gefunden und mit kinderschlaffreundlich dosiertem Krafteinsatz an die Tür geklopft.

Inhalt: Äpfel, Basilikum, Birnen, Blätterteig, Crème fraîche, Eier, Endiviensalat, Frischkäse, Granatapfel, Kaki, Kiwi, Knoblauch, Lauch, Lorbeerblatt, Mandelstifte, Mango, Parmesan, Pecorino, Pflaumen, Randen, Risottoreis, Thymian, Tomaten, Tomaten getrocknet, Ziegenfrischkäse, Zucchetti, Zwiebeln (rote, gelbe), besonders gefreut habe ich mich die Früchte, die als kleine Überraschung dazugelegt wurden.

kochpost-logo

Auslegeordnung

Zustand der Lebensmittel: Bis auf zwei rote Zwiebeln alles sehr frisch

Herkunft der Lebensmittel: Obwohl die meisten Lebensmittel aus der Schweiz stammen und die meisten auch biologisch sind, würde ich beim Einkauf in jedem Falle ein Schweizer Produkt einem ausländischen Vorziehen und beispielsweise keine Tomaten aus Spanien oder Ziegenfrischkäse aus Deutschland kaufen.

Rezepte: Die Rezepte, Zucchettiauflauf, Lauchtartes und Randenrisotto, waren relativ einfach und nachvollziehbar gestaltet und nachzukochen, obwohl wir unter der Woche in der Regel unsere Nahrungsmittel mit weniger Arbeitsschritten zubereiten. Aufgefallen ist mir insbesondere der hohe Eiergehalt. Acht Eier entsprechen ansonsten höchstens unserem Konsum in zwei Wochen („versteckte“ Eier nicht einberechnet), niemals in drei Rezepten. Die Portionen sind sehr grosszügig bemessen, was ein wirklicher Vorteil ist, wenn Reste am nächsten tag zum Mittagessen aufgewärmt werden können.

Lauchtarte    Randenrisotto    Zucchetiauflauf

Fazit: Als berufstätige Eltern und gerade in den Zeiten in denen jeder Abend mindestens ein Elternteil Sitzungstermine oder andere Verpflichtungen hat und das Einkaufen unter der Woche nur unter Zeitdruck oder mit den Kindern im Schlepptau möglich ist, kann ein Angebot wie die Kochpost wertvoll sein. Drei Rezepte entsprechen genau unserem Bedürfnis für unter der Woche (zweimal gibt es Brotzeit). Das schnöde Planen immergleicher Menues und der Grosseinkauf nach Zettel (der dann doch zuhause liegen bleibt) fallen deutlich aufwandsminimiert aus. In Anbetracht unserer Abende mit allseitiger Übermüdung würde ich mir vielleicht noch einfachere Rezepte (nach Arbeit und KiTa hat niemand Lust ein Stunde auf den Risotto zu warten),  gerne auch mehr Rohkost wünschen.

Wer jetzt gerne auch möchte, der melde sich und erhalte einen Gutscheincode von 20CHF.

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