Archiv der Kategorie: Zügiges

Bern versus Zürich – Der Bahnhofbodenvergleich (18. Dezember)


Ein weiterer Vorschlag, der auf Twitter nach meiner verzweifelten Frage nach Themenvorschlägen geäussert ward, kam von @KratzeZH und lautete folgendermassen:

Ich habe mir erlaubt die Frage etwas umzustellen und möchte stattdessen die beiden Bahnhöfe in ihrer diesbezügliche Tauglichkeit vergleichen, in denen ich fast täglich ein- und ausbodenplattenfugenvermeide: Bern und Zürich. Dabei werde ich je 5 Beispiele mittels einer Notenskala (1-6) mit begründeten Bewertungen versehen.

Zürich:

ZH: Perron16

1. ZH: Perron16

Fugenvermeidungstechnisch hervorragend, aber keine Herausforderung und erst recht keine Ablenkung im Kampf gegen Pendlerströme. Note: 3

 

2. ZH: Neuer Bahnhofteildingsi

2. ZH: Neuer Bahnhofteildingsi

In Gehrichtung verlaufende, grosse Platten, rhythmische Fugenvermeidung problemlos möglich, zu problemlos, um genau zu sein. Note:4

 

3. ZH: Gleis 41/42

3. ZH: Gleis 41/42

Hervorragender Fugenabstand, zumindest für Schuhgrösse 36, Platten verlaufen in Gehrichtung, Fugentrittvermeidung in eiltempofreundlichem, musikkompatiblem Rhythmus möglich. Optimale Schrittkomposition: Helle Platte, helle Platte, dunkle Platte, helle Platte, helle Platte, dunkle Platte usw. Note: 5

 

4. ZH: Gleis 31/32

4. ZH: Gleis 31/32

Nicht in Gehrichtung, sonder schräg verlaufende Platten optimaler Grösse. Schräger Plattenverlauf vereinfacht die Schrittanpassung zur Fugentrittvermeidung auch bei sehr hohem Tempo, da bei minimaler seitlicher Schrittabweichung der Fussabstand zur Fuge laufen korrigiert werden kann. Note: 6

 

5. ZH: Bahnhofhalle

5. ZH: Bahnhofhalle

Seltsam parallelogrammförmige, sehr grosse Bodenplatten. Kaum Herausforderung, damit auch kaum Ablenkung von Menschenmassen. Note: 4

 

Notendurchschnitt Zürich: 4,4

 

Bern:

1. BE: Treffpunkt

1. BE: Treffpunkt

Grosse, verschoben angeordnete, in häufigster Gehrichtung angeordnete Platten, die etwas zu problemlos rhythmisch und in Eile fugentrittvermeidend übergangen werden können. Note: 5

 

2. BE: RBS Bahnhof

2. BE: RBS Bahnhof

Nicht in Gehrichtung, sondern schrägverlaufende, mittelgrosse Bodenplatten, die mit Schuhgrösse 36 und schritttechnischer Treffsicherheit, rhythmisch und eilends übergangen werden können. Note: 6

 

3. BE: Perron 4

3. BE: Perron 4

Fugenvermeidungstechnisch hervorragend, aber keine Herausforderung und erst recht keine Ablenkung im Kampf gegen Pendlerströme. Note: 3

 

4. BE: Bei Perronaufgängen 1

4. BE: Bei Perronaufgängen 1

Auch für kleinere Schuhgrössen sehr knapp bemessene Platten und unregelmässiger Formatierung, Fugentrittvermeidung nur in sehr langsamem Tempo und umrhythmisch möglich. Note: 3

 

5. BE: Bei Perronaufgängen 2

5. BE: Bei Perronaufgängen 2

In Gehrichtung angeordnete Bodenplatten optimal treffbegünstigender Grösse, Rhythmus aufgrund des starr in Gehrichtung verlaufender Platten schwierig einzuhalten, da auch Abweichungen gen links, oder rechts kaum Fuss-Fugen-Abstand-Korrekturen erlauben. Note: 4

 

Notendurchschnitt Bern: 4,2

 

Fazit:

Der Zürcher Bahnhof ist knapper Testsieger. Damit wäre erklärt, dass ich seit Jahren den Weg von Bern nach Zürich auf mich nehme.

 

 

 

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Burkini Fasi (17. Dezember)


„Hast du schon das von Ruth gehört?“

„Welches? Also ich habe schon etwas von ihr gehört.“

„Was denn? Das mit Mona?“

„Nein, wegen Manuela. Aber was ist mit Mona?“

„Ich darf es noch nicht sagen, erst nach der 12. Woche.“

„Ist nicht wahr!? Mit diesem, ähm, Ausl…, ähm, Typen mit Immigrationsrückhalt?“

„Der kommt aus Ungarn.“

„He, Hand was Heiri! Mit diesem Ungarer?“

„Ja. Das ist sicher nicht einfach für Ruth, ich meine das sieht man dann ja auch, dass das Grosskind nicht von hier ist. Aber was ist mit Manuela?“

„Die ist in so ein Erste Hilfeprojekt, nach Burkini Fasi!“

„Die arme Ruth! Bei so Orten weiss man ja nicht ob und wie sie wieder kommen!“

„Und ihr Sohn, Andreas, ist jetzt Veganer!“

„Oh.“

„Letztens hatte ich bei ihr so eine veganische Züpfe.“

„Die müssen dann alle so Pillen und Pulver nehmen. Und man weiss ja, dass so Sachen aus Tierversuchen kommen!“

„Aus chinesischen Laboren! Aus China kommen Sachen, das glaubst du gar nicht. Die haben ja da so Extrafussgängerstreifen, für solche wo immer am Natel sind.“

„Ist nicht wahr! Das ist wie dieses Veganischsein, auch so ein Modetränd, bald haben wir hier auch so Süchtigentrottoirs!“

 

(Von dieser Mischung aus eigentümlicher Weltinterpretationswille und Wortkreativismus fasziniert, setzte ich meine supidupi Geräuschschluck-Kopfhörer zu spät auf, um von diesem erlauschten Gespräch nicht nachhaltig mit Kopfschmerz geschlagen worden zu sein. Aus Nächstenliebe teile ich das jetzt mit Ihnen. (Klammheimlich dankbar, dass meine eigene Kreativität dafür einen Tag Ruhepause hat.) Bitte, gern geschehen.)

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Fahrplanwechselwirkungsimmunität (14. Dezember) 


Es ist der 14. Dezember, der erste Arbeitstag nach Fahrplanwechsel, ein kleiner Vorgeschmack auf die Apokalypse, quasi. Aber ich beliebe zu scherzen, denn ich nehme sowas natürlich mit stoischer Gelassenheit.Im Vorfeld habe ich irgendwo gelesen, dass Frau als Pendlerin auf der Strecke Bern-Zürich zeitlich mit keinen grossen Veränderungen zu rechnen hat, was mir als Information eigentlich schon reichte, so musste ich nicht noch jede Verbindung einzeln durchsehen, erst recht nicht die Verbindungen, die ich ohnehin nie benutze. Es kümmerte mich auch nicht im voraus, ob es in Bezug auf die Ankunftsperrons Veränderungen gab, sowas kann Frau ja gut vor Ort dann spontan feststellen. Deswegen betrachtete ich die Verbindungsliste auch nicht noch extra mit Fokus auf Perronnummern und lief die potentiell neuen Wege auch nicht einzeln, zeitstoppend ab, um nebenbei festzustellen, dass die Bodenplattengrössen dort einiges schrittmassfreundlicher sind. Selbstredend nicht. Notizen und Pläne machte ich dabei auch keine und in der Nacht vor dem ersten Arbeitstag nach dem Wechsel schlief ich grandios und verschwendete nicht den Hauch eines Gedanken an die Idee, ich könnte am nächsten Tag in all dem Unbekannten verschellen und meine Familie nie mehr wieder sehen. Deswegen war ich heute Morgen dann auch ganz ausgeruht und gelassen, wie immer, eigentlich, und ging auch nicht eine Stunde früher los, als erforderlich, wie das vielleicht irgendwelche HysterikerInnen tun würden. So ein Fahrplanwechsel kann mir eben nichts. Gar nichts. 

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Freud fährt Zug (10. Dezember)


Dies ist eine ausgeweitete Episode der Twitterserie ‪#FreudfährtZug‪‬

‬Er setzt sich mir mit hochrotem Kopf, völlig ausser Atem gegenüber und klopft seine Pfeife umständlich im Kippkübel unter dem Klapptisch aus. Es riecht als glämme der Pfeifeninhalt im Abfall noch nach. Ich ziehe rasch meinen Schal über die Nase, ein Verfahren, dass in olfaktorischen Belastungssituationen zwei Atemzüge lang hilft, bevor die ersten Erstickungsgefühle aufkommen. Er versorgt seine Pfeife in der Brusttasche seines Jacketts, zieht es aus, hängt es an den Hacken neben seinem Kopf, streicht es etwas zu rhythmisiert 10 Mal glatt, lehnt sich, tief ausatmend, im Sessel zurück und schaut mich erwartungsvoll an. Ich versuche ihn zu ignorieren, während ich in mein Telefon starre.

„Da sind wir also wieder,“ stellt er fest „früher als erwartet, hm?!“ „Hmhm.“ brumme ich, so gut ich eben brummen kann, und greife zu meinem Kaffee, den ich ob der Theatralik gegenüber auf 1-3 Grad zu tief habe erkalten lassen. Die Laune sank mit. „Willst du nicht fragen wo ich war?“, er schaut mich leicht pikiert an. „Nicht wirklich.“ erwidere ich, „Ausserdem hast du mir bei unserer letzten Konversation gesagt, dass du mir nie mehr etwas erzählst.“ Er runzelt die Stirn und streicht über den Bart, der mir plötzlich grauer erscheint, als noch vor fünf Wochen. „Was bist du nachtragend! Nur weil ich deinen gelegentlichen Hang zu Pedanterie kritisierte.“ „Ich bin nicht nachtragend, ich nehme dich nur beim Wort, Sigi. Ausserdem hast du mich nicht kritisiert, du hast mich Klugscheisser genannt. Dass das nicht konstruktiv ist, solltest du als Therapeut eigentlich wissen.“ kontere ich und finde, dass ich mich in diesem Streitgespräch gerade hervorragend schlage. „Nun gut,“ gibt er zu „vielleicht hast du recht. Frieden?“ „Ich hatte nichts anderes, wir sind doch nicht im Kindergarten.“ ich schüttle irritiert den Kopf. „Darf ich jetzt erzählen, wieso ich in den letzten Wochen nicht da war?“ Er fragt fast flehend, ich bedeute ihm mit gnädiger Handbewegung zu sprechen. „Erinnerst du dich an Carl, der eigentlich Kondukteur ist, aber eine schreckliche Angst vor Zügen entwickelt hat und nun so darunter leidet?“ Er rutscht aufgeregt auf seinem Sitz umher. „Siderodromophobie.“, präzisiere ich. „Schon wieder! Du Klugsch…“, Sigi atmet erneut tief ein, „Pardon. Vielen Dank für die Ergänzung. Jedenfalls hatte ich in der Therapie mit Carl, nach 5 Wochen Intensivarbeit endlich einen Durchbruch!“ „Das ist schön. Dafür warst du fünf Wochen lang weg?“ frage ich, froh, dass ich nicht fünf Wochen mit den beiden verbringen musste. „Ich sagte doch, dass es Intensivarbeit war. Ich habe Car fünf Wochen lang in einer Umgebung begleitet, die VOLLER Bahnen ist. Und am vorletzten Tag ist er sogar auf die Silver Star! Ich hatte Tränen in den Augen, so stolz war ich auf ihn, auf uns.“, er wirkt schon wieder gerührt. „Ihr wart fünf Wochen lang im Europapark?“ , frage ich ungläubig. „Ja! Fantastische Idee, nicht? Und für den nächsten Intensivblock haben wir uns das Zugfahren vorgenommen!“ Ich verwende all meine Kraft darauf, aufkommende sarkasmustriefende Kommentare zu verkneifen, wie so eine Zen-Meisterin. Den Rest der Fahrt verbringen wir schweigend. Kurz vor Zürich räuspert er sich erneut, ich fürchte schon wieder erwartungsvolle Blicke. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass du dich nicht für meine Erfolge freuen kannst. Ich machte mit Carl einen so bedeutsamen Schritt, Richtung Überwindung seiner Zugangst und du findest kein lobendes Wort!“ Sigi scheint ernsthaft gekränkt. „Der Siderodromophobe kann jetzt Achterbahn fahren, bravo! Gut so?“ Noch im Moment der Aussprache wusste ich, dass das nicht war, was Sigi hören wollte. „Es ist hoffnungslos mit dir!“ ruft er aus. „Ja.“ sage ich. „Bis nächsten Donnerstag, Frau G.!“ „Bis nächsten Donnerstag Sigi.“

Wie alles begann:

Was danach geschah:

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Hamburg


Mit meinem Ausflug nach Hamburg war ich erstmals gänzlich begleitungslos auf Reisen. Meine Befürchtungen, mich aufgrund mangelnder Selbstorganisation plötzlich in Palermo statt Hamburg wiederzufinden, waren allerdings unbegründet. (Die entsprechenden Vorkehrungen hätte ich allerdings getroffen und vorsorglich Bikini eingepackt und Beine rasiert, für den Fall, dass ich plötzlich in ungeplant warmen Gefielen landete.) Dank den Leuten aus diesem Internetdingsda, fand ich im Vorfeld ein charmeloses, aber preiswertes und vor allem sehr hafennahes Hotel, verfügte über Reiseführer, Anwohnertips, die liebenswürdige @frauzimt lieferte mir gar eine minutöse Wegbeschreibung von Bahnhof zu Hotel und ich brach wohl so vorbereitet ins Ausland auf, wie noch nie zuvor. Dass ich es in Reisefolge tatsächlich schaffte, der Tatsache, dass die Deutsche Bahn sich spontan dazu entschloss, meinen Zug nicht bis in den Hamburger Bahnhof fahren zu lassen und uns in irgendeinem Vorstadtbahnhof zum Umsteigen auf S-Bahnen orderte, ohne grössere Nervenzusammenbrüche zu begegnen, versetzte mich gleichermassen in Erstaunen und allmachtsphantasienangehauchte Begeisterung. Die Stadt selber jedenfalls, vermochte mich von Anfang an für sich zu gewinnen, wohl auch, weil ich den ersten Schritt aus Stationen öffentlicher Verkehrsmittel an den Landungsbrücken machte, wo Frau aus der U-Bahn stolpert und direkt den Hafen überblickt, ein guter Anfang für jemanden mit Vorliebe für Wasser, angerostete Hafenkräne und Frachtschiffe.

Hamburger Hafendings

Hamburger Hafendings

Ich verbrachte die Tage hauptsächlich zu Fuss. Wahrscheinlich zu zu Fuss, denn ich trug eine leichte Achillessehnenentzündung davon. Genau da liegen aber wohl die Vorteile des Alleinreisens, nicht in Achillessehnenentzündungen, freilich, aber in der Möglichkeit kompromisslosen Lustwandelns. Ich marschierte um die Alster, der Elbe entlang bis ins Treppenviertel, durch die Speicherstadt, folgte dem Stadtdeich, besuchte das Grindelviertel, Sankt Pauli, Sankt Georg und ziemlich jedes Quartier, das im ungefähren Zentrum touristischer Stadtkarten zu sehen ist, ich ass Fischbrötchen, fuhr Boot mit der liebenswerte Frischen Brise, sah mit ebendieser der Sonne vom Michel aus beim Untergehen zu, fuhr per U-Bahn nach Zufallsprinzip ins Blaue, betrachtete die Menschenmassen auf dem Fischmarkt aus der Ferne und trank literweise Kaffee. Abends ging ich jeweils relativ früh zu Bett der und Hinweis der Receptionistin, dass die Schlüsselkarte zwingend nicht zu verlieren sei, weil man sich sonst nach 23 Uhr ausgesperrt vor dem Hotel wiederfände, diente dann auch eher meiner Belustigung. Nein, Reporterin des Nachtlebens werde ich niemals sein, aber für einen einfachen Reisebericht für die SBB reichte es:

Mit dem Zug nach Hamburg.

Wer bunte Fischmärkte, Hafenatmosphäre und urbane Gewässer ebenso mag, wie historische Backsteingebäude, architektonisch spannende Neubauten, weltoffene Atmosphäre und ein reiches Angebot an Zerstreuung, wird in Hamburg finden, was er/sie sucht.

Ausserdem ist die Stadt von der Schweiz aus relativ unkompliziert zu erreichen. Von Bern kommend schafft man es, je nach Verbindung mit nur einmaligem Umsteigen, in etwas über sieben Stunden bis in den Hamburger Hauptbahnhof. Wer sich mittels früher Reservation gar einen Fensterplatz im ICE sichert, gute Lektüre und ein offenes Ohr für alltagskomische Zugbegegnungen mitnimmt, muss sich auch nicht vor Langeweile auf dem Reiseweg fürchten.

Das Umsteigen am Hauptbahnhof auf die U-Bahn Richtung Hotel, ist, wenn Richtung und passende U-Bahnnummer bekannt, keine Hexerei. Alles ist gut beschriftet und für den Notfall stünden Taxis zur Verfügung. Glück hat der/die, dessen Hotel die Anfahrt über die Landungsbrücken verlangt und dort mit dem ersten Schritt aus Hamburgs Bahnhöfen direkt einen Blick über den Hafen erhascht. Hier befindet man sich im Kern des touristischen Hafentreibens, mit flanierenden Menschen, Marktständen mit Souvenirs, Fischbrötchenbuden (besonders empfehlenswert an der Landungsbrücke 10), regem An- und Ablegen von Linienschiffen und einer von kreischenden Möwen und lauthals werbenden Hafenguides in Kapitänsmützen untermalten Geräuschkulisse.

Eingenachtes Hamburg

Eingenachtes Hamburg

Moingentliches Hamburg

Moingentliches Hamburg

Für gewässerliebende Städtereisende wie mich, lassen sich von hier aus die meisten wasserlastigen Sehenswürdigkeiten zu Fuss erreichen. Spaziert man von den Landungsbrücken nach Osten, befindet man sich bald in der Speicherstadt, wo sich imposante historische Backsteinbauten aneinanderreihen und in bemerkenswert harmonierendem Kontrast zu den hypermodernen Beton-, Glas- und Stahlgebäuden der benachbarten Hafencity stehen. Schlendert man von den Landungsbrücken nach Westen, eröffnet sich nach Sankt Pauli und der angrenzenden Altstadt, die so alt gar nicht anmutet, die Gelegenheit zu einem wunderbaren Elbspaziergang, die wohl auch von vielen Hamburgern rege genutzt wird.

Elbisches Hamburg

Elbisches Hamburg

Durch das pittoreske Övelgönne, mit seinen aneinandergereihten, gemütlich wirkenden Handwerkerhäuschen und dem Museumshafen gelangt man an herrschaftlichen Häusern vorbei, nach Blankenese in ein weiteres idyllisches Viertel, in dem noble Villen durch verbindende Treppen und enge Strässchen eine Einheit mit alten, kleinen Fischerhäuschen bilden. Wer von hier aus nicht zurücklaufen mag, findet gute Verbindungen per der S-Bahn und/oder Schnellbus zurück ins Zentrum. Ein weiterer wasserlastiger Höhepunkt ist ein Spaziergang um die Innen- und Aussenalster, wo man neben schön gelegenen Villen, der Hamburger Moschee und wunderbarer (Semi-)Fernsicht Richtung Neustadt auch mindestens die Hälfte der Hamburger Hundepopulation und massenhaft Hamburger in Joggingkleidung beobachten kann. Ausserdem bietet sich ein Abstecher ins Literaturhaus an, wo Bücher und guter Kaffee angeboten wird.

Zwingender Programmpunkt, für Hamburgreisende mit Wasser- und Schiffvorlieben, ist ausserdem eine Schifffahrt, die das nähere Betrachten von Frachthafen, Kränen und den beeindruckenden, attraktiv angerosteten Frachtern erlauben. Dafür muss man sich nicht mal der überteuerten Hafenrundfahrten bedienen, sondern kann auf einem der diversen Linienschiffe eine Runde sitzen bleiben. Nicht ganz so nah am Wasser, aber mit garantiert grandioser Aussicht, wartet der Michel auf, dessen 132 Meter hoher Kirchturm einen unvergleichlichen Blick über Hamburg ermöglicht und besonders in Sonnenuntergangsstimmung lohnt. Dieses Panorama kann zum wunderbaren Stadtreiseabschluss werden, während von oben noch mal überblickt werden kann, was aus anderer Perspektive schon betrachtet wurde.

Hamburg vom Michel aus.

Hamburg vom Michel aus.

Bemerknisse:

  • Von der sagenumwobenen nordischen Unterkühltheit war in Hamburg nicht viel zu spüren. Meine leichte Verwirrtheit im U-Bahnhof wurde sofort bemerkt, und ich in richtige Richtungen gleitet, auf mein Zögern, als ich mit adipösem Koffer vor gestossen voller S-Bahn stand, mit einem freundlichen «Na, hüpf rein, wir machen Platz!»

    Fast freundliches Hamburg

    Fast freundliches Hamburg

  • Der Buschauffeur, der meinte, ich hätte ein ganz tolles, sehr schickes Ticket. Man muss sie mögen, die Hamburger.
  • Die Hamburger duzen gerne.
  • Selbst das teure Hamburger Pflaster ist, bei den momentanen Eurokurse, fürs Schweizer Portemonnaie preiswert.
  • Die Fussgängerampelaktivierungskästen sind offensichtlich für Hamburger Hände konzipiert. Anders kann ich mir Drückmisserfolgsquote nicht erklären. (Und die Blicke, wenn Frau wieder scheinbar tatenlos und debil vor den roten Fussgängerampeln steht und dann ein Hamburger kommt und das Ding mal eben aus dem Handgelenk aktiviert…)
  • Hamburg ist in hervorragenden Fugenabständen bebodenplattet, die das Vermeiden von Tritten auf Plattenzwischenräume erleichtern, solange man nicht auf die Fahrradwege steht.

    Fahrrädenes Hamburg

    Fahrrädenes Hamburg

  • Einer der einsamsten Orte Hamburgs finden Sie am Stadtdeich. Einer der überfülltesten Orte Hamburgs finden Sie Sonntags am Fischmarkt.
  • Die Fahrt von Hamburg nach Bern reicht exakt, um den neuen Houellebecq zu lesen.

 

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Auch lustig: Hier ist der Hamburgartikel noch in Englisch zu finden.

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