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Nikos lausige Launen (6. Dezember)


„Hör sofort auf die Scheiben abzulecken, Dean-Dillon, sonst sag ich es dem Nikolaus!“ kreischt ein Herr mittleren Alters in erstaunlich hoher Tonlage quer durch den Bus. Ich schwanke zwischen Mitleid mit Dean-Dillon und dem Wunsch, Nikolaus möge des Herrn Lebenspartner sein, weil mir neben dem pädagogischen Manöver selber, auch die Vorstellung, dass er die Früchte seiner stimmgewaltigen Drohung nur einmal im Jahr ernten kann, doch etwas hoffnungslos erscheint. Dean-Dillon allerdings beeindruckt das wenig, er zieht seine Zunge genüsslich und mit bemerkenswerter Präzision dem Scheibenrand entlang. „Dean-Dillon Müller, ich sage es dir zum letzten Mal: Kein Scheibenlecken, sonst sag ich es dem Nikolaus UND dem Schmutzli (Knecht Ruprecht)!“ Also doch nicht der Lebenspartner, denke ich und leide noch etwas mitter. (Dass Dean-Dillons Vater ausgerechnet mit DEM Nikolaus und DEM Schmutzli eine Beziehung führt, schliesse ich aufgrund der minimalen Wahrscheinlichkeit einfach aus.) Auf den Schmutzli reagiert auch Dean-Dillon und gibt seine Beschäftigung zu Gunsten intensiven Popelns auf. Was der Nikolaus wohl dazu sagen würde?

Ich stelle mir den greisen Bärtigen vor, wie er sich, nach einem langen Arbeitstag mit supi liebem Plätzchenbacken, gerade zu seinen abendlichen drei, vier Spielstunden Call of Duty hinsetzt und alle zwei Minuten augenverdrehend unterbrechen muss, weil er mal wieder eine Whatsappnachricht von irgendwelchen Vätern von irgendwelchen Dean-Dillons erhält, die irgendwelche Kleingeistigkeiten petzen. „Wer wars?“ würde Schmutzli vom Hometrainer aus rufen, ziemlich ausser Atem. Er fragt immer wer es ist, wenn Nikolaus’ Telefon klingelt, er neigt zu Eifersucht, der Gute. „Irgendein Dean-Dillon hat mal wieder irgendwas abgeleckt.“ würde der Nikolaus antworten, „Was man halt grad wichtig genug findet, um es mir zu erzählen, als wäre sonst alles in Ordnung, als würde nicht gegen Flüchtlinge gehetzt, als gäbe es keine Politiker, die Vergewaltigungen verharmlosen und als gäbe es in diesem Land schon Rechte, die nicht nach sexueller Orientierung unterscheiden. Popeln, Scheibenlecken, Flatulieren, was die Welt halt so beschäftigt!“ „Du redest dich wieder in Rage, Niklaus-Schatz“ würde der Schmutzti beschwichtigen, „Die armen Väter von den popelnden Dean-Dillons der Nation brauchen unsere Hilfe, die haben doch ohne uns gar keine Chance bei der Aufzucht ihrer Brut. Wahrscheinlich wäre alles noch viel schlimmer, wenn in den Schweizer Kinderstuben nicht mit uns gedroht werden könnte. Die schaffen das doch alle alleine nicht! Ausserdem werden wir gut bezahlt.“ „Wieso nur wir?“ würde der Nikolaus verzweifelt fragen, „Wieso müssen wir für die ganzen Drohgebaren hinhalten? Was ist mit dem Osterhasen? Der Scheiss Flauscher hat doch voll den Schoggi-Job. Wie er da rumhoppelt, einen auf niedlich macht und niemand von ihm verlangt, versagenden Eltern die Erziehungsaufgaben abzunehmen! Es ist so ungerecht! Oder das Christkind! Oder… Was weiss ich? Das Halloweenerle! Der Erntedank! Und wir verdienen noch nicht mal mehr!“ Der Schmuzli würde diese Ausbrüche kennen und dem Nikolaus die Schultern massieren. Nikolaus würde sich beruhigen, sich wieder Call of Duty widmen und am 6. Dezember mit ernster Miene vor Dean-Dillon stehen und ihn fürs Scheibenlecken tadeln.

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6. Dezember – Kleinkind mit Zepter


Der Mittwoch ist der Tag der Arbeitswoche, den ich komplett mit den Kindern verbringe. Heute Morgen, Y war im Kindergarten, leierte ich Äm an der Bushaltestelle die Liste der zu erledigen Dinge vor, sie nickte verständig jeden Punkt ab und wartete mit Anstand auf meinen Redeflussschluss. „Muss ich nicht machen, will ich nicht. Will ich besser hier warten.“ Es folgten Minuten erbitterter Verhandlung und Konsens in Form einer massiv gekürzten To-Do-Liste und der Abmachung, dass Äm die erste Stunde (mehr hatten wir leider nicht dafür zur Verfügung) im Stadtinnern die Befehlshabe übernimmt. Es ist an dieser Stelle vielleicht festzuhalten, dass das Kind in einer Intensität auf die ganzen Nikolaus- und Weihnachtsgeschichten anspricht, die mir eigentlich relativ fremd ist und so vermochte ich auch nicht realistisch abzuschätzen, was es bedeutet, einer weihnachtswütigen Zweijährigen im Stadtinnern für eine Stunde  gänzlich das Ruder zu überlassen. Falls Sie dereinst ähnliche Vorhaben hegen sollten, hier ein kurzer Abriss dessen, was Sie erwarten könnte:

  • Um aus dem Bus auszusteigen erst das ganze Fahrzeug durchqueren, um den Busfahrer zu fragen, wo der Nikolaus sei.
  • Am Fussgängerstreifen vier Grünphasen abwarten, in der Hoffnung ein Bagger fahre vorbei, dann aber doch loslaufen, weil auf der anderen Seite der Strasse ein bärtiger Obdachloser sitzt.
  • Den bärtigen Bettelnden fragen, ob er der Samichlous (Nikolaus) sei, auf sein bedauerndes Verneinen fragen ob er wisse wo der Samichlous (Nikolaus) sei.
  • Fragen ob im Pappbecher, der vor dem Bärtigen am Boden steht, Geld sei und wieso.
  • Mutters Manteltascheninhalt (einige Münzen, Lippenbalsam und Quittungen) in den Pappbecher geben.
  • Den Plan fassen eine Schoggimiuch (Schokoladenmilch) trinken zu gehen.
  • Auf dem Weg in jedem Schaufenster und wenn möglich im Ladeninnern die „Weihnachtsbälle“ (Christbaumkugeln) ansehen, der Bewunderung durch sehr laute Ausrufe Ausdruck verleihen.
  • Den nächsten Bärtigen fragen, ob er der Samichlous (Nikolaus) sei, sein Verneinen mit „Sone Mischt!“ („So ein Mist!“) quittieren.
  • Beim Schoggimilchdealer die Rolltreppe rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter und rauf fahren.
  • Von der Schoggimiuch (Schokoladenmilch) nur einige Schlucke trinken, den Rest für Y einpacken wollen.
  • Beim Verlassen des Schoggimiuchdealers die Rolltreppe runter, rauf, runter, rauf und runter fahren.
  • Weitere „Weihnachtsbälle“ betrachten und manigfaltige Begeisterungsschreie ausstossen.
  • Im Kaufhaus 5 Minuten lang mit der Verzeichnistafel spielen.
  • Das Mittagessen einkaufen, Erbsen, Karotten und Ofenkartoffeln.
  • Den Laden danach wieder verlassen, aber nur einige Meter, bis zur nächsten Werbeklapptafel laufen, sich darin verstecken, 10 Minuten darin verbringen und bärtige Vorbeigehende fragen, ob sie der Nikolaus seien.
  • Feststellen, dass der Nikolaus wohl nicht hier wohnt.
  • Die Endlichkeit der Kleinkinderdiktatur problemlos akzeptieren.

Werbeversteck     Verzeichnisspiel     Weihnachtsbälle

Ich werde dieses Unterfangen bestimmt wiederholen, vielleicht ausserhalb der Weihnachtszeit, gerne auch länger, gerne auch mit Y, denn zweifellos ist eine andre Sicht auf Allzubekannes garantiert.

Niklausen Sie schön!

 
Adventsbloggen im Jahre 2012
6. Dezember

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Heuer mit Tüdeldü. (18.Dezember)


Unsere Kinder kennen den Nikolaus (Samichlous), das ist nämlich der mit den immerkranken Eseln, Christkind und Weihnachtsmann sind ihnen aber völlig unbekannt. Ich kann selbstverständlich nicht ausschliessen, dass einer der beiden weihnachtlichen Heilsbringer irgendwann an sie herangetragen wird, aber solang ich den diesbezüglich grössten Einfluss auf meine Kinder habe, wird Weihnachten ein religionsfernes, kerzenreiches, warmes und ziemlich nahrhaftes Fest bleiben, bei dem man sich gegenseitig mit Kleinig- uns Gossartigkeiten Freude bereitet.

Heuer erstmals mit Deko. Ungelogen. Feiertags- und Dekomuffelehrenwort.

Beweisfoto 2

Beweisfoto 1

Beweisfoto 2

Beweisfoto 2

 

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Selbstüberschätzung und andere Unflätigkeiten (5.Dezember)


Es ist wohl die vollkommene Selbstüberschätzung, dass ich mir in den Kopf gesetzt habe, in der Adventszeit täglich zu bloggen, an vierundzwanzig Tagen hintereinander. Nicht nur, dass ich mich mitten in Phase III des Weihnachtsgeschenkbeschaffungsprozesses befinde, nein, es fallen auch diverse Sitzungen und Elternanlässe an. Selbst Y steht morgens auf und schreibt noch vor dem Frühstück Zu-Tun-Listen. Heute auf dem  yschen Programm: „Adventskalender öffnen, Lego bauen, Samichlousevärsli üben, Wäsche zusammenlegen, puzzlen, Zähne putzen, Briefkasten leeren, Karte schreiben und Zahnbürste kaufen“, meine Liste für heute war kürzer, bezeichnenderweise hat aber Y, im Gegensatz zu mir, alle Punkte abgearbeitet. Findet sie. Ich erwäge derweil, sie morgen krank zu melden, aus Angst, dass sie das Samichlousevärsli (Niklausspruch) ihrer Wahl morgen in der KiTa vortragen wird.

Merke: Kinder, die sich noch immer in der analen Phase befinden und, sich verhaspelnd,  zufälligerweise existierender Fremdwörter bedienen, sollten unter Umständen lieber nicht über die wahre Bedeutung des irrtümlich verwendeten Wortes aufklären. Y singt noch immer: „Nikolaus, ich flatuliere zum Geburtstag!“

 

(Für Leser die schon länger dabei sind: Ja, so ähnlich hatten wird das hier schon letztes Jahr.)

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