Buna bei Mostar (Bosnien in Herzegowina) – Sarajevo (Bosnien in Herzegowina) (Tag 8)


Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Gaga und seiner Mutter. Letztere beschenkte die Kinder zum Abschied mit riesen Tafeln kroatischer Schokolade. „Einfach alles geradeaus fahren, ihr könnt Sarajevo nicht verfehlen! Und esst Cevapi, nirgends auf der Welt gibt es bessere Cetvapi!“, gab uns Gaga mit auf den Weg und so fuhren wir, gespannt auf das Kommende, Richtung Sarajevo, los. Tatsächlich scheint Bosnien und Herzegowina nicht all zu viele grosse Strassen zu führen und die Route Mostar-Sarajevo muss eine der Hauptverkehrsachsen sein. Obwohl die Zeichen des vergangenen Krieges, ausgebombte Ruinen, schusslöcherdurchsiebte Wohnhäuser und notdürftig gemauerte Granatenlöcher nach wie vor omnipräsent sind, sehen die Häuser liebvoll gepflegt, gehegt und vorallem bunt belebt aus, was mir, ohne die Gründe konkret in Worte fassen zu können, ein Gefühl gelebter Hoffnung vermittelt. Die Strecke Mostar-Sarajevo ist landschaftlich hauptsächlich von ellenlangen Stauseen und steil abfallenden, bewaldeten Felsen geprägt. Allenthalben wird in winzigen, mal mehr, mal weniger improvisierten Buden, direkt an der Strasse, frisch gebratener Fisch aus eigenem Fang oder kleinen, privaten Fischfarmen angeboten. Dann ist wieder über weite Strecken, bis auf eindrucksvolle Brückenbauten, keine Siedlungen zu entdeckten und man wähnt sich an, etwas anders begrünten, Fjorden Norwegens. Einige Kilometer vor Sarajevo führt die Strasse in die, nun etwas sanfteren Hügel hinauf, wo die Fischbuden nahtlos von Lamm-am-Spiess-Buden abgelöst werden. Wir planten etwas ausserhalb von Sarajevo einen Campingplatz anzufahren und die Stadt von da aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzufahren. Seit uns allerdings Gagas Mutter mitgeteilt hat, dass Hunde in Mostars Bussen nicht erwünscht sind, hegten wir leise Zweifel an unserem Vorhaben. Charlotte ist ein Junghund und noch kann sie nicht bedenkenlos an einem fremden Ort länger alleine zurückgelassen werden. Am Platz wurden unsere Befürchtungen zwar bestätigt, aber man sagte uns, dass es gar kein Problem sei, mit Gefährten in Sarajevo einzufahren. Ein richtiges Problem war es tatsächlich nicht. Also abgesehen von ellenlangen Staus in Vorstadtsarajevo, mit seinen monströsen Plattenbauten und dem Mangel an Parkgelegenheiten im Stadzentrum. (Mit viel Müh fanden wir doch noch was.) Trotzdem hat es mir die Stadt von der ersten Sekunde an angetan. Das (old Sarajevo) Zentrum an sich ist war zwar nett anzusehen, gut restauriert und die niedrigen Bauten und Restaurants, in denen man auf kleinen Stühlen und Bänken in Bodennähe diniert, zeigt seinen osmanischen Einschlag in aller Deutlichkeit und der modernere Zentrumsteil, mit seinen, etwas höheren Bauten, scheint alles zu bieten, was es zur Zerstreuung in Grossstadtlaune bedarf, als viel anziehender aber, empfand ich die Quartiere, die sich rund ums Zentrum, mit verwinkelten Gassen, Treppen und imposanten Moscheen in die Hügel schmiegen. Zu gerne hätte ich irgendeinen der Hügel erklommen, wäre auf gut Glück losgelaufen, Stadtentdecken zu Fuss, eben. Leider forderte der zweite Stadttag in Folge seinen Tribut bei Kindern und Hund und so entschieden wir uns, nach dem kleinen, aber feinen Einblick in eine ziemlich faszinierende Stadt, zurück zum Platz zu fahren und Kindern und Hund den verdienten Auslauf zu gewähren. Aber ich werde wiederkommen, soviel steht fest, für ein kinderfreises Wochenende, vielleicht.

Bemerknisse
Kennen Sie die ganzen Schlachtschock-Bilder von einschlägigen Seiten? Die sind hier Werbung für Lamm am Spiess.

In Bosnien gilt: Überholen geht immer. Grundsätzlich.

Überhaupt gilt, was schon vor zwei Jahren (Reise 2012) in Sizilien gegolten hat: Wo ein Auto Platz hat, haben auch zwei Autos nebeneinander Platz. Wo zwei Autos nebeneinander Platz haben, haben auch drei Autos nebeneinander Platz. Usw.

Die Angst vor Hunden ist omnipräsent, kein Wunder, denn den Monstern, denen ich hier, zum Glück getrennt durch private Zäune, hier bisher begegnet bin, möchte ich nicht unbewaffnet gegenübertreten.

2 Kommentare

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2 Antworten zu “Buna bei Mostar (Bosnien in Herzegowina) – Sarajevo (Bosnien in Herzegowina) (Tag 8)

  1. Danke für den schönen Reisebericht. Das macht Lust auf mehr!

  2. Pingback: Fazit einer Vierteljahresreise mit Kindern und Hund | Gminggmangg

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