Tasucu – irgendwo zwischen Alanya auf Antalya – Kemer – Köygeniz (Tage 45-47)


Nach dem wir in Tasucu zwar schon einiges vom türkischen Mittelmeertourismus bemerkt haben, wenn auch noch in milden Formen, hauptsächlich auf türkische Besuche zugeschneidert, machen wir uns auf, Richtung den beiden Hochburgen Alanya und Antalya. Ich bin ein wenig gespannt, schliesslich muss es doch einen Grund geben, weswegen es die Touristenströme dahin zieht. Bis eine halbe Stunde vor Alanya gefällt mir die Gegend dann auch ziemlich gut. Wir fahren durch Bananengebiet, von dem ich nicht wusste, dass es in der Türkei in dem Masse existiert. Riesige Bananenplantagen säumen Strasse und Küste, scheinen die kleinen Dörfer regelrecht zu verschlucken, ja, manchmal ist die Moschee das einzige Gebäude, das die Existenz eines Dorfes, mitten im Bananenpalmenfeld, verrät. Alle paar Kilometer stehen Stände, an denen die frisch geernteten Bananen in Reinform oder verarbeitet gekauft werden können. Etwa eine halbe Stunde vor Alanya künden breiter und rissfreier werdende Strassen, erste Hotelkomplexe und unschöne Zersiedelung an, was uns auf nächster Strecke erwarten wird. Ich fasse zusammen: Resort an Resort, Bunkerbau an Bunkerbau, viel Verkehr, Ampeln, seltsame Basäre, durch Zersiedelung und Überbauung verunstaltete Landschaft, Grosse Irritation und viel Unverständnis. Da fliegen sie also alle hin, die Pauschlareisenden, und machen Ferien in einer Türkei, die so gar nichts mit dem Rest des Landes gemeinsam zu haben scheint. Wahrscheinlich muss ich das nicht verstehen. Irgendwo zwischen Alanya und Antalya können wir nicht mehr. Fahrmüde und schlecht gelaunt fahren wir eine kleine Pension an, die uns unser Reiseführer empfiehlt. Wir werden nett empfangen, der Garten ist wunderbar, verfügt über Meerblick und solange man den zugemenschten Strand nicht all zu genau ansieht, lässt es sich gut eine Nacht verbringen. Unser Ziel für morgen steht jedenfalls fest: Wir wollen hier raus.
Am nächsten Morgen fahren wir zügig los, schliesslich haben wir einen Plan. Um zu beschreiben was wir bis eine halbe Stunde nach Antalya noch so sehen, reicht es, den vorangehenden Abschnitt nochmal zu lesen. Antalya soll zwar eine nette Altstadt haben, aber die lassen wir aus. Wir sind, nun, ich gebe zu, hauptsächlich ich bin, unheimlich schlecht gelaunt. Ich fürchte, dass die ganze türkische Mittelmeerküste so aussieht und hadere. Mit allem und allen. Und ich fluche an jeder Ampel. Es hat hier unheimlich viele unheimlich ausdauernd rot stehende Ampeln. Ich weiss nun zumindest, dass mir die Türkei durchaus nicht überall gefällt. Als nach der oben erwähnten halben Stunde wieder unverbaute Meerstreifen, Berge und Natur zu sehen ist, schöpft zumindest Herr G. lautstark Hoffnug, ich erwarte hinter jeder Biegung weitere Hotelkomplexe. Blind folgen wir Frau Fankhauser zu einem Platz, den der Reiseführer abgeschieden und „in freier Natur“ nennt. Als wir wider Erwarten genau das finden, kann ich noch weniger fassen, was wir gerade durchfahren haben und dass da tatsächlich Menschen in aufwändig begrünten Poolbetonschaften plantschen, während sie in einer halben Stunde problemlos die ganze echte, unverbaute und betonfreie Schönheit präsentiert bekämen. Das hat der Platz, Sundance Camp, wirklich zu bieten, mit seinen uralten Bäumen, zugewachsenen Nischen, dem rauhen Steinstrand, dem Flussarm und dem weitläufigen Gelände ist der Platz,der mutmasslich von Alternativen und Hängengebliebenen liebevoll und mit Rücksicht auf die Natur geführt wird, durchaus nicht nur im Antalyavergleich ein Paradies. Wir essen zu Mittag und verbringen den Tagesrest mit im Wasser. Noch am Abend beschliessen wir uns möglichst bald nach Griechenland zu verschiffen, wir wollen genügend Zeit für die Rückreise.
Am nächsten Morgen brechen wir etwas gemächlicher auf, nichtsahnend, dass wir aufgrund einer Fehlplanung einen Fahrtag bewältigen werden, wie wir sie eigentlich explizit vermeiden wollen. Aber damit will ich Sie heute auch gar nicht langweilen. Landschaftlich zeigt sich der Tag jedenfalls divers und streckenweise sehr schön. Nur Ölüdeniz gilt es wohl in den Monaten Dezember bis März zu meiden, da findet man zwar nicht den Pauschaltourismus der Gegenden von Antalya und Alanya, aber viele Leute hat es allweil. So viele, dass wir unseren Fahrtag spontan nochmal verlängern und bis an den See bei Köygeniz fahren, wo wir einen botanisch reizvollen, ruhigen Platz finden, dessen Besitzer wohl auch schon fürstlicher von den Einnahmen der Besucher gelebt haben, wie ich aus der heruntergekommenen Anlage schliesse, die einst wohl einen intakten Tennisplatz und einen Streichelzoo beinhaltete. Ersterer existiert noch und kann auch benutzt werden, Hürdenläufer und Slalomprofis spielen da bestimmt gerne um die Wucherritzen rum. Der „Streichelzoo“ ist ein Ort des Grauens, tote und lebendige Tiere, bestialisch stinkend auf engem Raum. Ich werde den Reiseführer unsers Vertrauens auf diese Tatsachen aufmerksam machen und nahe legen, den Platz aus dem Verzeichnis zu nehmen.

Bemerknisse
Fast schon erheiternd sind die Hotelanlagen, die da neben anderen Hotelkomplexen dicht an dicht an mehrspuriger Strasse vor sich hin existieren, und ironisch anmutende Namen wie „Lonley Island“, Silent Beach Resort“ und „Blue Sea Club“ tragen.

Für die im Rohbau stehenden weiteren Komplexgiganten hätte ich bereits weitere Namensideen gesammelt, also wenn hier ein Verantwortlicher mitliest, für gelungen hielte ich beispielsweise: „Sea O Two“, „Idiot! Why don’t you go to the Black Sea?“ und „Catastropical Island“.

Kommt es auf türkischen Autobahnen zu kurzfristigen Staus, ertragen die gestauten Menschen das mit Ruhe und Gelassenheit. Man flaniert zwischen denAutos einher,hält hie und da ein Schwätzchen, verteilt Zigaretten und wenn auch noch Musiker unter den Wartenden sind, ist sogar für musikalische Unterhaltung gesorgt.

 

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Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Tasucu – irgendwo zwischen Alanya auf Antalya – Kemer – Köygeniz (Tage 45-47)

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